Die Idee war bestechend einfach: Wenn man von oben auf ein Maisgebiss, den Erntevorsatz eines Häckslers schaut, erkennt man kegelförmige Zinken, zwischen denen die Reihen der Maispflanzen erfasst und in den Häcksler eingezogen werden. Mit dem 1977 zum Patent angemeldeten Lenkautomat kamen zwei leicht gebogene, bewegliche Stäbe dazu, die die Pflanzenreihe, die gerade vom Häcksler und dem Erntevorsatz erfasst wurde, abtasteten. Waren die Fahrtrichtung des Häckslers und die Ausrichtung der Pflanzenreihe identisch, erfolgte kein Lenksignal. Änderte sich das, erfassten die Taster den Grad der Auslenkung und gaben diesen Messwert an ein Steuergerät weiter, das daraus Signale für die hydraulische Lenkung erzeugte. Der Häcksler folgte automatisch den Pflanzenreihen. Jetzt konnte der Fahrer das Lenkrad loslassen und sich auf mögliche Anpassungen der Fahrgeschwindigkeit und die korrekte Befüllung des Überladewagens kümmern. Am Zeilenende reichte ein Griff ins Lenkrad und die Automatik schaltete sofort ab. Das Wendemanöver steuerte der Fahrer. An der nächsten Reihe angekommen, reichte ein Tritt auf den Fußschalter und die Automatik übernahm wieder das Lenken.

Entwickelt in den 70er-Jahren, gelang dem Erfindergeist der Ingenieure nicht nur eine bei Häckslerfahrern willkommene Verbesserung des Fahrkomforts, sie steigerten damit auch den wirtschaftlichen Nutzen von Erntemaschinen. Gerade an langen Erntetagen war der Lenkautomat ein Segen, denn früher oder später ließ die Konzentration bei allen Beteiligten nach. Der Lenkautomat wurde niemals müde und er tat auch bei Dämmerlicht oder Dunkelheit seinen Dienst. Deshalb war die neue CLAAS Technologie nicht nur bei den Fahrern als Entlastung sehr geschätzt, auch die eingefahrenen Ernteergebnisse verbesserten sich. Damit hatte sich die Investition in die neue Technik schnell rentiert. Der von CLAAS angebotene Lenkautomat kam nicht nur in den JAGUAR Häckslern zum Einsatz. In den Folgejahren durch zusätzliche Patente auf Schaltvorrichtungen und Steuerventile als Gesamtsystem gut geschützt, vermarktete die CLAAS Industrietechnik GmbH in Paderborn die neue Technologie. Kunden der dort produzierten Lenkautomaten waren andere Landtechnikunternehmen, die z.B. Rübenvollernter und Erntemaschinen für den Weinbau herstellten.

Auch heute sind CLAAS Maisgebisse mit Lenkautomaten ausgestattet und nach wie vor finden sich zwei Bügel, die Pflanzenreihen abtasten. Doch es gibt wesentliche Unterschiede. Die jetzt nach außen gerichteten Bügel ermöglichen die Abtastung von praktisch allen weltweit üblichen Reihenabständen von 37,5 bis 80 cm. Außerdem erlaubt eine schnelle und intelligente Signalverarbeitung wesentlich höhere Fahr- bzw. Erntegeschwindigkeiten auch bei Kurven. Und das System kann mit Lücken umgehen. Es erkennt Fehlbestände, die z.B. durch Wildschweinfraß oder Aussetzer beim Maislegen entstanden sind. Das System hält dennoch die Spur. Das Prinzip der Innovation von 1975 gewährleistet somit auch heute noch maximale Fahrerentlastung und hohe Flächenleistungen.

#15 CLAAS Lenkautomat.